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Superbusen von Paula Irmschler

Superbusen von Paula Irmschler

Paula Irmschler ist eine deutsche Autorin und Redakteurin beim Magazin Titanic. Unter anderem verfasst sie Kolumnen für die Tageszeitung „Neues Deutschland“, wo sie sich vor allem zu feministischen Themen äußert. Bei „Superbusen“ handelt es sich um ihren ersten Roman. Er erzählt vom Erwachsenwerden und liegt nah an der Lebensrealität vieler junger Frauen in Deutschland. Dabei verbindet er viele verschiedene gesellschaftliche Themen miteinander – Antifaschismus, soziale Ungleichheiten und feministische Selbstermächtigung.


Liebe Paula,

Margarete Stokowski hat über dein Buch geschrieben: „Paula Irmschler lesen ist wie Saufen mit der besten Freundin, aber ohne Kater.“ Da ich meine beste Freundin schon lang nicht mehr gesehen hatte, zog mich dieser Satz wie magisch an, und ehe ich mich versah, hatte ich dein Buch gekauft. Irgendwie finde ich diesen Satz auch sehr treffend. Ein kleiner Kater setzte bei mir nach dem Lesen deines Buches allerdings ein, aber dazu später mehr.

Superbusen spielt in Chemnitz und beschreibt das Leben und die Gefühlswelt der Protagonistin Gisela und ihrer Freundinnen. Sie befinden sich allesamt in ihren Zwanzigern und studieren, arbeiten für Hungerlöhne und/oder im Nachtleben, betrinken sich gemeinsam, gehen gegen Nazis auf die Straße und sind auf der Suche nach sich Selbst. Dabei stellen sich ihnen jedoch einige Hindernisse, von denen wohl jede Frau in diesem Alter mindestens ein Phänomen nachempfinden kann – Die Akzeptanz des eigenen Körpers, mentale Probleme und Beziehungsdramen. In Fall der Freundesgruppe kommen auch noch die Vorurteile hinzu, die sie durch die Konstrukte West- und Ostdeutschland erfahren. Um mit alledem klarzukommen, unterstützen sie sich gegenseitig und spenden sich Trost. Ihre Wut und Verzweiflung über bestimmte gesellschaftliche Umstände findet daraufhin Ausdruck in den Songtexten der feministischen Band, die sie gründen: Superbusen.

Es war eine Zeit der ständigen Furcht davor, dass uns jemand auf die Schliche kam […], dass die Polizei und Nazis sich rächten, dass Eltern was spitzkriegten, dass die Uni oder der Vermieter uns rauswarf, dass am Bankautomaten nichts rauskam, dass sobald sich im Briefkasten tatsächlich mal Briefe befanden oder Unbekannt-Anrufe eingingen, die große Abrechnung mit unserem Fehlverhalten käme.

S. 102

Bei Gisela handelt es sich um eine sehr eigensinnige Person, die – so hat man das Gefühl – oft mit dem Kopf durch die Wand möchte, sehr sprunghaft handelt und einen Hang zum Exzess hat. Mal liebt man sie für ihre unermüdliche und unvorhersehbare Art, mal ist man genervt von ihr und möchte sie am liebsten anschreien, sie solle endlich ihr Leben auf die Reihe bekommen. Der zweite Mechanismus setzt übrigens immer genau dann ein, wenn man sich selbst in einigen ihrer Verhaltensweisen wiederfindet. Genau das meine ich auch mit dem oben genannten „Kater“. Obwohl das Buch während des Lesens sehr witzig ist, bemerkte ich kurz danach, dass manche Erfahrungen der Protagonistin meinen eigenen ähneln und vor allem mein jüngeres Ich manche Verhaltensweisen mit ihr teilt. Nach diesem kleinen „Kater“ setzte jedoch wieder die Erkenntnis ein, dass auch andere Frauen ähnliche Erfahrungen machen. Das ist zwar nicht wünschenswert, spendet aber eine Menge Trost. Diesen Trost, der letztendlich in der feministischen Solidarisierung liegt, finde übrigens nicht nur ich, sondern auch die Freundinnen im Buch.

Liebe Paula, durch Superbusen zeigst du, wie schwierig es manchmal ist, erwachsen zu werden und welche Hürden sich dabei vor allem Frauen stellen. Du zeigst, welchen Mut es braucht, sich eigene Probleme einzugestehen. Vor allem aber zeigst du, welche Kraft Musik, Freundschaft und die Solidarisierung von Frauen untereinander haben können. Danke, dass du dieses Buch geschrieben hast! Ich schließe mich hiermit Margarete Stokowski an und empfehle Superbusen allen, die sich mal wieder einen Drink mit dem*der besten Freund*in genehmigen wollen und keine Angst vor ein paar Minuten Kopfzerbrechen haben.


Das war mein Review des Buches „Superbusen“ von Paula Irmschler. Für die neuesten Updates, weitere Rezensionen und Buchempfehlungen folgt mir gern auf Instagram.

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